Ende 2021 fand zum dritten Mal der Parim Eesti Jook statt. Dabei handelt es sich um einen Wettbewerb, in dem die besten estnischen Getränke des Jahres gekürt werden. 39 einheimische Produzenten stellten diesmal insgesamt 141 Getränke zur Wahl. Sommeliers, Barkeeper und Journalisten bilden die Jury, die alle Kandidaten verkostet und bewertet.
Die gesamte gastronomische Kultur Estlands befindet sich seit Jahren im Aufwind. Die estnische Küche rückt bei internationalen Feinschmeckern zunehmend in den Fokus und erobert die Geschmacksnerven von Besuchern. Es gibt zahlreiche junge, ambitionierte Köchinnen und Köche im Land, die Traditionen wiederentdecken und neu interpretieren. In etlichen Restaurants wird estlandweit auf Spitzenniveau gekocht. Die Gastrobibel Nordeuropas, der White Guide Nordic, listet aktuell 70 estnische Restaurants, fünf darunter in der absoluten Spitzenkategorie.
Dank des Enthusiasmus der einheimischen Erzeuger, des sorgsamen Umgangs mit der Tradition und innovativer Lösungen steigt auch Qualität und Vielfalt bei den estnischen Getränken ständig; das Angebot wird immer umfassender und interessanter.
Der Getränke-Wettbewerb wird alljährlich von der Estnischen Sommeliervereinigung (ESA) organisiert. Dabei werden die Getränke in verschiedene Kategorien eingeteilt (alkoholfrei, Bier, Wein, Sekt, Gin, Liköre ...), die jeweils von acht bis zwölf Personen bewertet werden. Das beste Getränk jeder Kategorie erhält die Goldmedaille, weitere als gut bewertete Kandidaten bekommen die Silbermedaille.
Craft-Biere sind nach wie vor und im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde – da ist auch Estland keine Ausnahme. In diesem Sektor haben in den vergangenen Jahren etliche kleine experimentelle Brauereien das Licht der Welt erblickt – einige von ihnen, wie Põhjala in Tallinn, sind mittlerweile deutlich gewachsen, haben enormen Erfolg und beliefern auch internationale Abnehmer.
Aber auch das klassische „kühle Blonde" – ob als Pils oder als Lager – erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und wurde im Wettbewerb natürlich genau so berücksichtigt wie dunkles- und Bockbier.
... verfügt auch über einen großzügigen "Tap Room", in dem man nicht nur diverse Biere probieren, sondern auch richtig leckere BBQ-Gerichte schnabulieren kann!
Foto: Renee Altrov, Visit Estonia
Wenn Sie experimentierfreudig sind und fruchtige Biere schätzen, sollten Sie „Smoothie Loops" in den Geschmacksrichtungen Mango, Aprikose und rote Orange von der Brauerei Pühaste probieren; die haben das Rennen nämlich in der Kategorie „Fruchtbiere" gemacht.
Und unter den alkoholfreien Bieren konnte sich das „Kaineken Smoke Porter" von Õllenaut durchsetzen.
Für gewöhnlich assoziiert man Weinkultur in Europa eher mit dem Mittelmeerraum; Länder wie Frankreich, Italien und Spanien gelten gemeinhin als typische Weinländer; auf Estland kommt man beim Stichwort „Wein" eher nicht. Zu Unrecht! Denn in Estland werden schon seit dem Mittelalter vorzügliche Obst- und Beerenweine hergestellt.
Auf der westestnischen Insel werden tatsächlich Reben gezogen und Traubenweine hergestellt.
Foto: Weingut Muhu, Visit Estonia
Die Tradition erlebt derzeit ein Revival; seit 2014 gibt es immer mehr Manufakturen, die Wein keltern. Freilich in eher kleinen Mengen, aber von exquisiter Qualität. Man findet diese Produkte selten in estnischen Supermärkten, sondern kann sie meist nur direkt beim Erzeuger kaufen – und sich dabei gleich noch ein Bild der estnischen Weinproduktion machen.
Die natürlichen Rohstoffe, aus denen diese Weine hergestellt werden, wachsen in der Regel direkt vor der Haustür der Erzeuger: Berberitze, Johannisbeere, Rhabarber, Löwenzahn werden allesamt für die lokale Weinproduktion verwendet. Und inzwischen werden nicht mehr nur Beeren vergoren; es gibt tatsächlich auch einige Weinberge, auf denen Trauben gedeihen. Das Weingut auf der Insel Muhu ist der bekannteste Traubenwein-Produzent.
Foto: Weingut Muhu, Visit Estonia
Mittlerweile gibt es sogar eine "Estnische Weinstraße", die sich von Prychudni bis zu den Inseln erstreckt und sich unterwegs durch die diversen handwerklichen Weinkellereien der Bauernhöfe schlängelt.
Folgende Weine und Schaumweine haben die Jury überzeugt:
Unter den zahlreichen handwerklich hergestellten Getränken Estlands gibt es natürlich auch solche ohne Alkohol. Von Saft über Limonade bis hin zu Tonicwater (das auf der Insel Saaremaa übrigens aus Weihnachtsbäumen hergestellt wird!) kann man hier ganz ohne Reue qualitativ Hochwertiges genießen.
Die Goldmedaille in der Kategorie Limonade ging an die erfrischende Limo mit Pflaumen- und Kardamomgeschmack von Ingel. Das beste alkoholfreie Getränk in der Kategorie Tonic und Energy Drinks war „Herbal Tonic" des Anbieters Park Tonic. Silbermedaillen verdienten sich „Estonic Soda" mit Wacholder- und Mandarinengeschmack und „Punch Club" mit Passionsfrucht- und Mate-Geschmack von Lahhentagge.
Estland ist tatsächlich Gin-Land; hier wird Weltklasse-Gin produziert – und auch das Ginfieber ist ja international bis heute ungebrochen. Das Getränk ist in Estland selbst dermaßen populär geworden, dass es mittlerweile sogar Wodka den Rang abläuft und sämtliche Barkeeper des Landes ständig neue Gin-Cocktails erfinden!
In der Junimperium Distillery können Besucher einfallsreiche Cocktails probieren und an einer Führung über die Geschichte der Gin-Produktion teilnehmen.
Foto: Alina Biriuk, Visit Estonia
Der Gewinner in der Kategorie London Dry Gin war der „London Dry Gin" von Atla Distllery. Silbermedaillen gingen an „Crafter's London Dry Gin" von Liviko und „London Dry Gin Ginger & Sischuan Pepper" von der Tohi Brewery. In der Kategorie der ultratrockenen und starken Gins gewann der „Navy Strength Gin" von Junimperium.
Wenn Sie einen Gin mit einer ungewöhnlichen Note probieren möchten, gönnen Sie sich ein Glas des mit Brombeeren aromatisierten „Sloe Gin" von Junimperium. Er war der Gewinner in der Kategorie "Gin mit besonderem Geschmack".
Die Liviko Distillery bietet auch eine Besichtigung der Produktionsanlage, der historischen Gebäude und des neu eröffneten interaktiven Liviko-Museums sowie einen Meisterkurs in Cocktailherstellung an.
Foto: Liviko AS, Visit Estonia
Für passionierte Estland-Besucher ist es keine Überraschung: Der Titel des besten Likörs geht natürlich an den guten alten „Vana Tallinn 40", das alkoholische Markenzeichen der estnischen Hauptstadt und schon während der Sowjetzeit ein echter Renner.
„Vana Tallinn" wird von Liviko, einem der ältesten Spirituosenhersteller Estlands, seit 1960 hergestellt. Sie können diesen Likör in jedem Geschäft und Café in Tallinn bestellen und überall kaufen. Er wird besonders gerne zum Kaffee oder zum Dessert getrunken.
Wir sagen: Prost! beziehungsweise: terviseks!